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Die Tafel: Wer kann hin, wie geht das?
In den letzten Tagen steht die Essener Tafel in der Kritik, weil sie vorerst keine Menschen ohne deutschen Pass mehr aufnehmen will. Aber wie funktioniert das mit den Tafeln eigentlich? Wer ist berechtigt, sich dort mit Lebensmitteln zu versorgen?
von Gerrit Wustmann
8 Kommentare
Die Tafel: Wer kann hin, wie geht das?
© wjarek / iStock

Deutschland ist eins der reichsten Länder der Welt, die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Trotzdem sind sehr viele Menschen auf zusätzliche Hilfe angewiesen, weil ihr Geld zum Überleben kaum ausreicht. Bei den Tafeln können Arme sich mit Lebensmitteln versorgen. Die Diskussion um die Existenz solch einer Einrichtung in einem so wohlhabenden Land kochte zuletzt wieder hoch, nachdem die Tafel in Essen verkündet hatte, dass sie vorerst keine Menschen ohne deutschen Pass mehr versorgt. Applaudiert hatten der Aktion lediglich rechtsradikale Kreise.

Aber wie funktioniert überhaupt die Tafel? Und wer hat die Möglichkeit, dort Lebensmittel zu erhalten?

Wer ist bei der Tafel anspruchsberechtigt?

Die Tafeln wurden vor fünfundzwanzig Jahren gegründet – kurz nach der Wende. Sie sind gemeinnützige Einrichtungen, die die Ärmsten der Gesellschaft mit Lebensmitteln versorgen. Um das zu bewerkstelligen, sind sie auf freiwillige Leistungen angewiesen. So kann man Geld und Lebensmittel spenden. Große Spenden an Lebensmitteln kommen in der Regel von Einzelhändlern der Region. Oft handelt es sich um Ware, die kurz vor oder knapp über dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums ist, oder aber auch um Brot und andere frische Waren, die nicht verkauft wurden. Die Organisation ist außerdem auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen.

Die Tafeln sind grundsätzlich für alle Menschen da, die als arm oder armutsgefährdet gelten. Armut wird definiert als ein Einkommen, das weniger als sechzig Prozent des Durchschnittseinkommens beträgt. Die Zielgruppe sind demnach Obdachlose, Arbeitslose, Menschen mit Niedriglöhnen (zum Beispiel ALG-Aufstocker), aber auch Senioren mit niedriger Rente oder Geflüchtete, die je nach Aufenthaltsstatus noch deutlich weniger Geld erhalten als Empfänger von ALG II, und für die es nicht zuletzt aufgrund bürokratischer Prozesse besonders schwierig ist, eine Arbeit aufzunehmen.

Tafeln versorgen 1,5 Millionen Menschen

Laut Angaben der Tafel sind rund ein Viertel der Anspruchsberechtigten Rentner, fast ein Viertel sind Minderjährige, 59 Prozent sind arbeitslos, und deutschlandweit besuchen rund 280.000 Geflüchtete die Tafeln (sie machen weniger als ein Fünftel aller Anspruchsberechtigten aus). Insgesamt werden rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland von den Tafeln versorgt.

Wer bei der Tafel als Anspruchsberechtigter aufgenommen werden möchte, muss nachweisen, dass er bedürftig ist. Das kann zum Beispiel mit einem ALG-II-Bescheid geschehen oder auch einem Renten- oder sonstigen Einkommensnachweis. Wer so einen oder einen ähnlichen behördlichen Nachweis über seine Bedürftigkeit vorweisen kann, erhält in jedem Fall eine Kundenkarte der Tafel und ist, solange sich seine finanzielle Situation nicht ändert, anspruchsberechtigt. Alles was man dafür tun muss: Der örtlichen Tafel einen Besuch abstatten und die entsprechenden Papiere mitbringen.

von Gerrit Wustmann
8 Kommentare

8 Kommentare

  1. Meißner Ilona
    10. April 2020, 00:38

    Ich wohne in Altona, Gefionstr. und komme kaum mit meinem Geld aus.
    Wo kann ich zur Tafel gehe ?

  2. Krause
    3. Dezember 2020, 15:25

    Rentner haben oft weniger Geld wie Hartz 4 Empfänger und Asylanten denn sie müssen Miete GEZ Versicherung Heizung Energie alles selbst bezahlen

    • Meier
      3. März 2021, 14:45

      Rentner, deren Altersrente nicht zum Leben reicht, haben die Möglichkeit Grundsicherung im Alter zu beantragen. Damit sind sie auch von der GEZ befreit. Die Grundsicherung ist den Regelleistungen von Hartz IV angeglichen. Aber wahrscheinlich wollen Sie mit Ihrem Kommentar einfach nur nach unten treten.

  3. MJ
    25. März 2021, 21:28

    Das ist nicht wahr Herr Meier. Meine Rente liegt unter dem Existenzminimum, habe Grundsicherung beantragt, welche jedoch abgelehnt wurde mit der Begründung, Wohngeld würde vorrangig gezahlt. Die Frage ist also, warum? Ganz einfach: mit Grundsicherung erhält man soziale Zuschüsse, Befreiungen etc.. mit Wohngeld allerdings nicht. So zieht der Staat die Rentner über den Tisch!

    • heizmann
      12. August 2021, 09:07

      genau -so geht es mir auch

  4. Sandra
    20. Oktober 2021, 15:16

    In unserem Mehrfamilienhauses wohnt ein Rentner, der sich die Lebensmittel von der Tafel holt. Berechtigt! Er bekommt aber dermaßen viele Lebensmittel, dass diese komplett verpackt in der Biotonne landen. Beispiele: ganze Brote, Kartoffeln, Weintrauben, Bananen, Heidelbeeren, Orangen, Schnittkäse, Fischbüchsen, ganzer Fisch, Wiener für eine Großfamilie usw. Alles verpackt und dann noch in die Biotonne!!! Wir überlegen uns, ob wir überhaupt Heidelbeeren kaufen, weil sie so teuersind. Kinder von ärmeren Großfamilien würden sich freuen, wenn sie solch wunderbaren Lebensmittel auf dem Tisch hätten. Wird denn bei der Tafel nicht auf die im Haushalt gehörende Personenzahl geachtet? Warum bekommt eine einzelne Person diese Mengen an Lebensmittel? Uns fehlen hier die Worte. Leider lehnt auch dieser Herr jegliche Art von Kommunikation ab. Was kann man tun?

  5. Dr. Stephan Böhmer
    30. Dezember 2021, 10:31

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    Auch ich bin immer wieder wegen unverschuldeter Arbeitslosigkeit die übrigens von der Politik mit herbeigeführt wurde, auf die Tafeln angewiesen.
    Die Forderung des Herrn Özdemir nach höheren Lebensmittelpreisen klingt wie blanker Hohn!
    Aber wenn man 15 000 € im Monat bekommt, dann kommt einem vieles als zu günstig vor!
    Wenn Sie die Möglichkeit haben leiten Sie diesen Kommentar an Herrn Özdemir weiter.

  6. Margit Lehmann
    2. Februar 2022, 16:08

    Ich habe Grundsicherung kann ich die Tafel beanspruchen

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