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Abstiegsängste: Jeder Zweite fürchtet sich
Einer neuen Studie der Böckler-Stiftung zufolge sind Abstiegsängste in Deutschland weit verbreitet. Insgesamt fast jeder Zweite fürchtet sich, ein Viertel der Bürger hat zudem Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes.
von Gerrit Wustmann
Abstiegsängste: Jeder Zweite fürchtet sich
© monstArrr_ / iStock

Fast jeder Zweite Deutsche hat Abstiegsängste. Das ergab eine Studie der Böckler-Stiftung, die sich mit der Frage befasste, wie es dazu kommen kann, dass die rechtsradikale AfD steigenden Wählerzuspruch erhält. Soziale Ängste, so die These der Studienautoren, sind ein maßgeblicher Antrieb, um radikale Parteien zu wählen. Ein überraschendes Ergebnis: Existenzängste finden sich längst nicht nur unter Arbeitslosen und Geringverdienern, sondern in unterschiedlichen Abstufungen quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Das korrespondiert mit der Zusammensetzung der AfD-Wähler.

Angst vor Abstieg lässt sich politisch instrumentalisieren

Interessant ist das nicht zuletzt deshalb, weil die AfD keineswegs eine Partei ist, die sich für genau diese Menschen einsetzt. Ihr Programm ist neoliberal und in wirtschaftlich-sozialer Hinsicht in einigen Aspekten nicht weit von den Positionen der FDP entfernt. Trotzdem gelingt es der Partei offenbar, gefühlte Ängste zu instrumentalisieren und mit Ressentiments und Rassismus in ein Feindbild zu packen, das bei einem breiten Wählerklientel auf fruchtbaren Boden fällt.

Zahlen vom Januar 2017, auf die die vorliegende Studie sich bezieht, liefern ein ernüchterndes Bild. Demnach hat gut ein Viertel der Deutschen Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren. 39 Prozent machen sich finanzielle Sorgen. Fast die Hälfte aller Befragten hat Angst vor Altersarmut. Unbegründet ist diese Angst nicht. Wer nur den Mindestlohn oder wenig mehr verdient, wird im Alter auf Grundsicherung angewiesen sein. Die Mehrheit der Betroffenen kann sich keine zusätzliche private Altersvorsorge leisten – zumal auch kein Vorsorgeprodukt existiert, das sich für Geringverdiener lohnt. Die zunehmende Gefahr von Altersarmut ist durchaus real. Ob die Hälfte aller Arbeitnehmer davon betroffen sein wird, ist aber fraglich.

Starke Abstiegsängste bei Geringverdienern

Zwar seien, so die Studie, Abstiegsängste dort am stärksten, wo das Einkommen gering ist. Die Befürchtung, den eigenen Lebensstandard nicht halten zu können, findet sich aber sehr ausgeprägt auch in der Mittelschicht und sogar unter Gutverdienern. Wichtige Feststellung: Es geht nicht um eine konkrete oder faktisch vorhandene Abstiegsgefahr, sondern nur um die Angst davor. Und eben diese Angst sei unter AfD-Wählern unabhängig vom tatsächlichen sozialen Status, stärker ausgeprägt als bei den Wählern der anderen Parteien.

Demgegenüber stehen aber auch positive Erkenntnisse, aus denen sich möglicherweise Rückschlüsse auf das Wählerpotential der AfD ziehen lassen. Insgesamt machen sich in Deutschland gut drei Viertel der Menschen keine oder nur geringe Sorgen um ihre Arbeitsplatzsituation. Diejenigen, die sich sehr große Sorgen machen, sind eine kleine Minderheit, was auch die insgesamt gute wirtschaftliche Lage und die gute Lage am Arbeitsmarkt widerspiegelt.

Es ergeben sich aber auch klare und wichtige Handlungsfelder für die Große Koalition in der aktuellen Legislaturperiode. So sollten neue Konzepte zur sozialen Absicherung der unteren Schichten sowie die Frage eine stabilen gesetzlichen Rente ebenso im Mittelpunkt stehen wie die Lohnsituation der Geringverdiener.

von Gerrit Wustmann

1 Kommentare

  1. Kerzig
    5. Februar 2022, 12:03

    Wie hoch ist denn die Armutsgrenze?
    Und warum gehen die Tafelempfänger stets mit übergroßen Taschen und Einkaufstrolleys
    Nach Hause? Ich glaube, das mit dem Essen dann auch recht lax umgegangen wird und einiges wiederum in der Tonne landet. Solche Mengen an ältere Leute, das kann nicht vertan werden. Ich kaufe auch sehr gerne Lebensmittel kurz vor dem Ablauf, weil ich Rentnerin bin. Und ich koche selbst alles. Aber solche Mengen sind ?
    Irgendwas läuft da schief.

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