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Goldschmiede-Handwerk: Schmuck braucht Zeit
Es heißt immer, Gold sei die sicherste Investition in die Zukunft. Aber wie sieht es mit Goldschmuck aus, mal abgesehen vom ideellen Wert individuell angefertigter Objekte? BBX hat mit Goldschmiedin Ilara Ihlow gesprochen und interessante Einblicke in den Goldschmiede-Alltag erhalten.
von Gerrit Wustmann
Goldschmiede-Handwerk: Schmuck braucht Zeit
© Ilara Ihlow / Goldschmiede Ilara

bbx: Woran erkennt man einen guten Goldschmied?

Ilara Ihlow: Ich sag’s mal so: Ein guter Goldschmied macht einen runden Kreis. Nicht einen mit Dellen. Aber ernsthaft – ich würde mir die Auslage sehr genau ansehen und auf saubere Verarbeitung achten. Und darauf, ob der Goldschmied wirklich selbst seine Stücke herstellt. Wer viele Objekte im Schaufenster hat, die einander absolut gleichen, der kauft wahrscheinlich extern ein. Wo aber keine eigene Handschrift zu erkennen ist werden möglicherweise ebenfalls Kollektionen von Großhändlern statt der eigenen Arbeit angeboten.

Den Kunden ist es oft wichtig, dass möglichst viele Arbeiten im eigenen Haus erledigt und nicht extern zugekauft werden. Das schafft Vertrauen. Zum Beispiel wenn man Edelsteine selbst einfasst anstatt sie zum Steinfasser zu schicken, der ja auch Fehler machen kann. Und der Versand von Wertsachen birgt immer ein gewisses Risiko. Ich finde das auch selbst wichtig. Mir ist es lieber, etwas selbst zu machen, statt es aus der Hand zu geben. Da lohnt es sich für die Kunden, nachzufragen. Denn viele Goldschmiede beherrschen das Steinefassen gar nicht und müssen es extern machen lassen.

bbx: Ist Goldschmuck heutzutage noch eine gute Zukunftsinvestition?

Ilara Ihlow: Kommt drauf an. Der Goldpreis steigt zwar seit Jahren, aber natürlich kann man kaum sagen, ob das so bleibt. Er kann auch wieder sinken. Wenn man aufwändige Schmuckstücke anfertigen lässt, kommt das Arbeitshonorar des Goldschmieds zum reinen Materialwert hinzu. Wenn aber nur simple Arbeiten gemacht werden müssen und der Goldwert weiter aufwärts geht, kann es eine gute Investition sein. Davon abgesehen ist Goldschmuck immer etwas, das man später an seine Kinder weitergeben kann. Aber wer wirklich nur an eine Geldanlage denkt, der ist mit Goldbarren besser beraten.

bbx: Was ist denn derzeit besonders gefragt? Gibt es Trends?

Ilara Ihlow: Roségold.

bbx: Hat das was mit Apple zu tun?

Ilara Ihlow: Nein, der Trend fing schon an bevor Apple auf den Zug aufgesprungen ist. Rosé- und Rotgold war früher eher selten gefragt, aber in den letzten Jahren hat das stark zugenommen. Auch beim Modeschmuck. Daher ist das auch bei Goldschmieden nachgefragt.

bbx: Was ist denn Roségold genau?

Ilara Ihlow: Das ist, genau wie andere Varianten wie Gelbgold, Grüngold oder Rotgold, eine Legierung aus Gold, Silber und Kupfer. In Roségold ist mehr Kupfer als Silber drin, das prägt die Farbe.

Neue Schmuckstücke aus Altgold

bbx: Was macht man am besten mit altem Schmuck, den man nicht mehr benötigt? Verkaufen? Oder etwas Neues draus anfertigen lassen?

Ilara Ihlow: Kommt drauf an, ob man gerade dringend Geld braucht oder ob man Geld investieren möchte. Denn natürlich kostet es, Schmuck einzuschmelzen und neu zu verarbeiten. Der Vorteil ist, dass man sich den Materialpreis spart, denn das Material bringt man ja selbst mit. Allerdings sollte man beim Verkauf bedenken, dass man für altes Gold, zum Beispiel Schmuck- oder Zahngold, weniger Geld bekommt als neues Gold kostet. Man sollte vor dem Verkauf also genau überlegen, ob man nicht später doch Lust haben könnte, aus dem alten Gold neuen Schmuck machen zu lassen. Es passiert relativ oft, dass man sich dann ärgert, das Alte verkauft zu haben.

bbx: Aber weshalb ist denn Altgold weniger wert als neues Gold? Ist doch dasselbe Material, oder?

Ilara Ihlow: Wenn ein Goldschmied Gold ankauft, gibt er es an eine Scheideanstalt und tauscht es dort gegen neues Gold ein. Die Bearbeitung dort verursacht dem Goldschmied Kosten, dazu kommen noch der versicherte Transport, Bearbeitungsgebühren und Steuern. Da das ausgeglichen werden muss erhält der Kunde für Altgold weniger als er für neues Gold bezahlen würde. Und natürlich muss der Goldschmied oder Juwelier selbst auch noch etwas verdienen.

Macht man hingegen aus dem alten Gold ein neues Schmuckstück, sind die reinen Arbeitskosten ein klein wenig höher, denn altes, bereits bearbeitetes Gold lässt sich in der Regel schwieriger verarbeiten als Neues. Das liegt zum Beispiel auch an Verschmutzungen im Material. Aus den allermeisten Altgoldstücken kann man aber auf jeden Fall noch etwas Schönes machen.

Wert von altem Schmuck: Mehrere Meinungen einholen

bbx: Und wie kann ich den Wert von Gold- oder Silberschmuck schätzen?

Ilara Ihlow: Zuerst schaut man, ob es einen Stempel gibt und man ihn entziffern kann. Zum Beispiel 585er Gold. Das bedeutet, dass 585 von 1000 Teilen des Stücks aus Gold bestehen. Oder 58,5 Prozent. Das ist der Feingehaltsstempel, der sagt: Das hier ist Gold. Der Rest sind Silber und Kupfer. Dann kann man es auf die Waage legen und hat eine ganz grobe Werteinschätzung, wenn man zum Beispiel im Internet recherchiert und schaut, was vergleichbare Objekte kosten. Das funktioniert allerdings nur, wenn keine Steine drin sind, denn deren Wert zu ermitteln ist kaum möglich.

bbx: Dann weiß man schon bevor man einen Goldschmied den genauen Wert ermitteln lässt, womit man ungefähr rechnen kann.

Ilara Ihlow: Genau. Und wenn man einen Goldschmied hat, den man schon kennt und dem man vertraut, ist das wunderbar. Wenn nicht, gilt dasselbe Prinzip wie beim Arzt: Mehrere Meinungen einholen.

Zwei Monate von der Idee bis zum Schmuckstück

bbx: Haben Sie Tipps für junge Menschen, die als Goldschmied arbeiten möchten? Worauf kommt es an, um Erfolg zu haben?

Ilara Ihlow: Es ist schon gut, wenn man zeichnen kann. Räumliches Vorstellungsvermögen ist sehr wichtig. Man braucht Geduld und sollte mit Menschen umgehen können.

bbx: Wie lange dauert es denn von der Idee bis zum fertigen Schmuckstück?

Ilara Ihlow: Ich unterhalte mich erstmal eine Weile mit den Kunden, um herauszufinden, was sie sich vorstellen. Einige wissen das anfangs selbst nicht so genau. Manchmal lasse ich mir Stücke zeigen, die derjenige gerne mag. Dann sieht man sich gemeinsam Beispielstücke an und ich zeichne Entwürfe. Darüber kann der Kunde dann in Ruhe nachdenken, ich mache einen Kostenvoranschlag. Wenn daraus ein Auftrag entsteht, bestelle ich das nötige Material. Es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis es ankommt, je nachdem, was gewünscht ist. Die Arbeit am Schmuckstück selbst kann nochmal bis zu drei Wochen dauern. Und man ist ja auch nicht der einzige Kunde. Wer also Schmuck zu Weihnachten oder zum Geburtstag verschenken möchte, sollte Zeit einplanen. Zwei Monate vor dem Termin sollte man zum ersten Mal zum Goldschmied gehen. Sonst kann es zeitlich eng werden.

Goldschmiede Ilara

von Gerrit Wustmann

1 Kommentare

  1. Daniela
    13. Dezember 2016, 23:45

    Wir haben uns von Ilara unsere Eheringe anfertigen lassen.
    Wunderschöne Einzelstücke nach unseren Vorstellungen.
    Eine tolle Beratung gratis .
    Einen Besuch in ihrem Geschäft kann ich nur Empfehlen.

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