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Mit Telematik zur Kostensenkung
Das erste eigene Fahrzeug ist der ganze Stolz eines jeden Führerscheinneulings. Doch selbst wenn das Auto als Zweitwagen auf ein Elternteil angemeldet wird und wenn es sich um einen Kleinwagen mit wenig PS handelt, sind die Kosten für die Versicherung immens.
von Thomas Schulz
Mit Telematik zur Kostensenkung. Wer sich von seiner Versicherung ueberwachen laesst, kann Beitragskosten sparen.
© Pixabay

Das liegt daran, dass Fahranfänger statistisch betrachtet häufiger in Unfälle verwickelt sind. Der Versicherer hat somit ein tendenziell höheres Risiko, dass der Versicherungsfall eintritt. An seinem Versicherungsrisiko wird er den Fahranfänger mit einer höheren Prämie beteiligen. Zwar sinkt die Einstufung der Schadensfreiheitsklasse in der Kraftfahrzeughaftpflicht und in der Fahrzeugversicherung mit jedem schadenfreien Jahr, doch bis sich dies nachhaltig in Form von günstigeren Versicherungsbeiträgen auswirkt, gehen einige Jahre des unfallfreien Fahrens ins Land.
Interessant vor allem für junge Autofahrer

Mit den neuen Telematik-Tarifen könnten Fahranfänger ihre Versicherungsprämien dauerhaft reduzieren. Bis zu 500, – € Rabatt sollen nach Einschätzung von Versicherungsexperten pro Jahr zu erzielen sein. Für diesen attraktiven Nachlass zahlt der junge Versicherte aber letztlich einen hohen Preis: Er muss sein Fahrverhalten lückenlos überwachen lassen. Verbraucherschützer kritisieren diese Tarife deshalb heftig. Trotzdem gehen einige Versicherer derzeit in die Offensive und arbeiten an der Einführung. Vor allem die HUK-Coburg als einer der beliebtesten Kraftfahrzeugversicherer in Deutschland treibt die Entwicklung der neuen Tarife mit Hochdruck voran.

Gemeinsames Interesse der KFZ-Versicherer

Überraschend ist der Vorstoß der HUK-Coburg sicher nicht. Die Gesellschaft ist Marktführer in der Kraftfahrzeugversicherung, kein Versicherer hält deutschlandweit mehr Policen in der KFZ-Sparte. Nach eigenen Angaben werden Telematik-Tarife gerade getestet, schon bald ist die Markteinführung geplant. In Italien und in anderen Ländern Europas gibt es die flächendeckende Überwachung von Autofahrern bereits seit einigen Jahren. Dort ist unter anderem die Allianz federführend am Markt vertreten. Die Vorbehalte gegen die Kontrolle des Fahrverhaltens scheinen in anderen Ländern Europas deutlich geringer zu sein als in Deutschland. Das allerdings mag auch daran liegen, dass die Versicherung von Kraftfahrzeugen in Italien und in anderen europäischen Ländern in der Regel erheblich teurer ist als in Deutschland. Damit lohnt sich ein Rabatt für die Kontrolle des Fahrverhaltens für den Autofahrer noch mehr. Neben der HUK-Coburg und der Allianz gehen auch die VHV und die Direktversicherer der Sparkassen recht offensiv mit dem sensiblen Thema um. Bereits jetzt kündigt die VHV neue Tarife mit Beitragsreduzierungen von bis zu 30 % an, wenn sich Fahranfänger zukünftig überwachen lassen. Die AXA bietet sogar schon heute einen besonderen Tarif für Fahranfänger an, sofern diese das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ziel der Tarife ist es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und die Zahl der Unfälle bei jungen Versicherten unter 25 Jahren zu reduzieren.

So funktionieren Telematik-Tarife

Damit die Versicherungsbeiträge für Autofahrer nachhaltig sinken, ist eine ständige Kontrolle des Fahrverhaltens notwendig. Diese Kontrolle findet in der Regel mit einem kleinen Computer statt, der in das Fahrzeug eingebaut wird. Er soll die Geschwindigkeit, das Brems- und das Beschleunigungsverhalten des Fahrers aufzeichnen. Kommt es zu einem Unfall, versendet der Computer außerdem einen automatischen Notruf. Die AXA setzt dagegen auf die Ortung durch ein Smartphone. Der Versicherer wertet die aufgezeichneten Daten aus und gewährt bei umsichtiger Fahrweise einen Nachlass auf die Versicherungsprämie.

Natürlich betonen alle Versicherer, dass der Datenschutz jederzeit gewährleistet ist. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft kommentiert die Einführung der neuen Tarife dann auch mit den Worten, dass viele Kunden den neuen Ansatz begrüßen, weil sie mit erheblichen Rabatten für ihr vorsichtiges Fahrverhalten belohnt werden. Dennoch räumt man ein, dass es eine große Masse an Versicherten gibt, die der Kontrolle ihres Fahrverhaltens eher skeptisch gegenüberstehen und die sich nicht permanent überwachen lassen wollen. Zusammenfassend geht der Verband davon aus, dass Telematik-Tarife den Markt in Deutschland allenfalls Schritt für Schritt erobern könnten.

Verbraucherschützer mit erheblichen Bedenken

Von Seiten des Verbraucherschutzes und des Bundesjustizministeriums gibt es durchaus ernste Bedenken. So hat das Ministerium erst kürzlich vor dem gläsernen Autofahrer gewarnt. Zwar bringe die neue Technologie vor allem bei Unfällen Vorteile, weil die Opfer schneller geortet werden könnten. Dennoch unterstütze man in keinem Fall eine vollständige Überwachung der Fahrer oder eine Erstellung von Bewegungs- und Fahrprofilen. Vielmehr müssen alle Programme so konzipiert sein, dass nur die absolut notwendigen Daten erfasst und gespeichert werden. Auch der Verbraucherschutz läuft im Augenblick Sturm gegen die geplanten Tarife. Insbesondere befürchtet man die Ausgrenzung von Versicherten, die die Teilnahme an der Fahrzeugüberwachung verweigern. Ganz unbegründet ist dieser Verdacht sicher nicht. Bedenkt man, dass der Markt der KFZ-Versicherung seit Jahren in Deutschland heiß umkämpft ist und dass ein nahezu ruinöser Preiskampf stattfindet, profitieren die Autofahrer zwar von den geringen Versicherungsprämien, doch für die Versicherer ist das KFZ-Versicherungsgeschäft häufig defizitär. Nur an jungen Autofahrern kann man überhaupt noch etwas verdienen. Wenn ihre Beiträge aufgrund der ständigen Überwachung aber nachhaltig sinken, könnte eine Erhöhung der Versicherungsbeiträge für Autofahrer die Folge sein, die sich nicht für einen Telematik-Tarif entscheiden möchten.

Teilnahme bleibt vorerst freiwillig

Selbst wenn die Vorreiter auf dem deutschen KFZ-Versicherungsmarkt mit den neuen Tarifen auf den Markt gehen, bleibt die Wahl dennoch freiwillig und der Entscheidung des Fahrzeughalters überlassen. Somit können Versicherte selbst festlegen, ob sie sich kontrollieren lassen wollen oder nicht. Solange diese Wahlfreiheit gegeben ist, dürfte auch der Verbraucherschutz mit einer Weiterentwicklung des Versicherungsmarktes einverstanden sein, wenn dem Versicherten dadurch keine Nachteile entstehen.

von Thomas Schulz

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