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Qualität des Studiums: Was taugen Bachelor und Master?
Weniger als die Hälfte der deutschen Unternehmen ist zufrieden mit den Bachelor-Absolventen, sagt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Als Grund wird unter anderem eine „Überakademisierung“ genannt: immer mehr junge Menschen studieren, immer weniger machen eine Ausbildung. Viele Studenten seien für ein Studium gar nicht geeignet. Und auch an der grundsätzlichen Qualität des Studiums seit der Bologna-Reform gibt es Kritik. Sind Bachelor und Master qualitativ schlechter als Magister und Diplom?
von Gerrit Wustmann
Qualität des Studiums: Was taugen Bachelor und Master?. Koennen Bachelor und Master mit dem alten Diplom- oder Magisterabschluss mithalten?
© Universität Salzburg (PR)/flickr

Über zehn Jahre nach Umsetzung der Bologna-Reformen steht die neue universitäre Form noch immer im Schatten ihrer Vorgänger: Diplom und Magister galten jahrzehntelang als hohe, seriöse Bildungsabschlüsse, mit denen einem alle Türen offenstehen. Diese Zeiten sind seit der Umstellung auf Bachelor und Master vorbei. Während Master-Absolventen noch vergleichsweise gut dastehen, sehen viele Betriebe den Bachelor als praxisferne Ausbildungsvariante, die für nichts so wirklich qualifiziert. Die Akzeptanz in der Wirtschaft, das zeigen unter anderem die Umfragen der DIHK, sinkt seit Jahren beständig. Dabei sollten die neuen Abschlüsse eigentlich wirtschaftskonformer sein als die alten.

Verfehlte Bildungspolitik

Diese Problematik hat zweifellos auch viel mit einer völlig verfehlten Bildungspolitik zu tun, die bereits in den Grundschulen ansetzt. Das gesamte schulische Niveau wurde in den letzten Jahrzehnten weiter und weiter abgesenkt mit dem Ziel, die Absolventenzahlen zu erhöhen. Was heute das Abitur ist, war vor dreißig Jahren noch der Realschulabschluss.

Im Gespräch mit BBX äußert ein Gymnasiallehrer, der nicht namentlich genannt werden will: „Wir haben heute die dümmsten Schüler aller Zeiten mit den besten Noten aller Zeiten“.  Das ist sicher überspitzt, aber es scheint den wunden Punkt zu treffen. Es gibt immer mehr Abiturienten und die Universitäten kämpfen damit, der beispiellosen Studentenschwemme genügend Studienplätze zur Verfügung stellen zu können, mit mäßigem Erfolg.

Ebenfalls in die Höhe geschnellt sind zuletzt die Abbrecherquoten. Viele merken erst nach einigen Semestern, das Uni gar nicht ihr Ding ist bzw. ihren Qualifikationen entspricht. Hinzu kommt die Verschulung der Unis. Bildungsexperten kritisieren regelmäßig das „Scheuklappenlernen“ unter Zeit- und Leistungsdruck, das den Studenten immer seltener die Möglichkeiten und Freiheiten der alten Studiengänge bietet: sich auch mal Zeit zu lassen, in fachfremde Seminare reinzuschnuppern, sich universeller zu bilden. Und Studenten klagen, das mancher Master-Kurs sich auf dem Niveau von gymnasialem Schulunterricht bewegt, während die Unis mehr und mehr Einführungskurse anbieten müssen, um Grundlagen zu vermitteln, die die Schule zu vermitteln versäumt hat.

Hohe Absolventenzahlen sagen nichts über Qualität

Wenn all das auch noch durchweg auf einem rein theoretischen Level bleibt, ist nachvollziehbar, warum viele Unternehmen ihre Not haben, Absolventen zu finden, die sie nicht erst selbst noch aufwändig ausbilden müssen. Solche Probleme gibt es bei dualen Studiengängen oder auch reinen Ausbildungen eher selten.

Eigentlich ist es an der Politik, die Konsequenzen daraus zu ziehen und umzudenken – und das bald. Nur auf die reinen Zahlen zu schielen ist wenig hilfreich, besonders, wenn jeder weiß, durch welche halbgaren Kompromisse die Statistiken zustande kommen. Damit ist auf Dauer weder dem Land noch den Schülern und Studenten geholfen. Im Gegenteil. Ausbildungen und Ausbildungsberufe müssen wieder attraktiver werden, auch indem man den Trend des absinkenden Lohnniveaus umkehrt. Die inhaltliche Qualität von Schule und Studium muss steigen und die Lehrinstitutionen dürfen nicht davor zurückschrecken, auszusieben, wenn Förderversuche nicht fruchten. Zugleich gilt es, für die Schwächeren im Bildungssystem tragfähige und zukunftssichere Lösungen zu finden, anstatt sie aufs Abstellgleis zu schieben.

von Gerrit Wustmann

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