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Gütesiegel für Ökostrom
Seit einiger Zeit zeichnet sich in Deutschland der Trend zu einem allgemein bewussteren Lebensstil ab. Neben gesunder Ernährung und Bewegung spielt auch das Umweltbewusstsein eine zentrale Rolle.
von Charlotte Ruzanski
Gütesiegel für Ökostrom. Strom aus erneuerbaren Energien wird vielen Verbrauchern immer wichtiger.
© thinkstock

Immer mehr Verbraucher entscheiden sich daher bei Neuabschlüssen von Stromverträgen oder beim Anbieterwechsel für Ökostrom, der aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen wird.

Den Trend zum grünen Strom haben sich die Anbieter zunutze gemacht, fast jeder Stromanbieter auf dem Markt hat inzwischen auch Ökostrom im Repertoire.

Verbrauchertäuschung durch Falschdeklaration

Leider ist Ökostrom nicht gleich Ökostrom. Dadurch, dass fast alle Stromanbieter nachgezogen sind, unterscheiden sich die Tarife hinsichtlich der Umweltgesichtspunkte teilweise  immens. Die Anbieter weisen ungleiche Ausprägungen in ihrer ökologischen Ausrichtung auf. Der Unterschied liegt nicht nur in den genutzten Stromquellen, einige Anbieter haben ihr gesamtes Unternehmen umweltfreundlich ausgerichtet, andere lassen ihre Versprechen durch unabhängige Prüfer kontrollieren. Es gibt jedoch auch Anbieter, die sich das öko-Label gewissermaßen erkaufen.

Die Einführung von RECS-Zertifikaten (renewable energy certificate system) im Jahr 2002 hat es den Anbietern von Kohle- und Atomstrom ermöglicht, zusätzlich auch Strom aus erneuerbaren Energien zu verkaufen, ohne selbst Veränderungen in der Produktion vorzunehmen. Letzten Endes sind diese Zertifikate nichts anderes als die Legitimierung konventionell erzeugten Strom als Ökostrom zu deklarieren.

RECS-System

Das RECS-System splittet Strom in zwei Produkte: In den physisch hergestellten Strom und in einen virtuellen Strom in Form der Zertifikate. Diese Vorgehensweise wird durch die Annahme legitimiert, dass Strom aus erneuerbaren Energien einen ideellen Mehrwert hat, der sich abspalten lässt. Dieser Mehrwert wird in Form von RECS-Zertifikaten auf dem Markt frei zugänglich gemacht.

In der Praxis heißt das: Ein Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien lässt sich im RECS-System registrieren. Für jede erzeugte Megawattstunde (Mw/h) Strom wird ein RECS-Zertifikat in einer Datenbank dem Handel zur Verfügung gestellt. Nun können Stromanbieter, die ihre Kunden mit Kohle- oder Atomstrom beliefern, solche Zertifikate erwerben. Dadurch können sie dem Verbraucher ganz legal Strom aus erneuerbaren Energien verkaufen, obwohl der Strom unverändert von einem konventionellen Produzenten stammt.

Gleichzeitig muss der Verkäufer der RECS-Zertifikate seinen Strom aus erneuerbaren Energien umdeklarieren und als konventionellen Strom verkaufen. Letztendlich findet also nur ein Etikettentausch statt, durch den Kohlestrom zu Ökostrom wird und Ökostrom zu konventionell erzeugtem Strom.

Ökostrom vs. RECS-zertifizierter Strom

Was derweil meist verschwiegen wird, ist, dass Strom aus erneuerbaren Energien nicht automatisch Ökostrom ist. Bei RECS-zertifiziertem Strom werden ökologische Maßnahme – wie der Schutz der umgebenden Natur oder das Alter der Anlage – nicht berücksichtigt.

Kritikern zufolge führt das RECS-System nicht zu einem Ausbau regenerativer Energieformen, denn die reine Umverteilung des alternativ erzeugten Stroms erfordert keine zusätzlichen Anlagen. Außerdem fehlt der Anreiz zum Ausbau, da die Anbieter der RECS-Zertifikate nur geringfügig mehr für ihren Strom aus erneuerbaren Energien bekommen. Darüber hinaus wird der Kunde getäuscht, der erwartet mit dem Bezug von Ökostrom bzw. RECS-zertifiziertem Strom den Ausbau regenerativer Energien zu fördern.

Welches Ökostromsiegel ist das beste?

Stellt sich die Frage, wie Verbraucher sichergehen können, wirklich Ökostrom zu bekommen und darüber hinaus auch etwas für die Förderung von Strom aus regenerativen Energien zu tun.

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Die Zahl der Privat- und Gewerbekunden von Ökostrom ist deutlich angestiegen. © Statista

In Deutschland gibt es kein einheitliches Gütesiegel für Ökostrom. Doch auf dem Markt hat sich eine Vielzahl an Siegeln etabliert, die Angebote transparenter und überprüfbarer machen sollen. Bekannte Siegel sind bspw. das ok-Power-Label, das Grüner-Strom-Label sowie TÜV-Zertifikate.

Jedes Siegel hat unterschiedliche Schwerpunkte und legt individuelle Bewertungskriterien zugrunde. Bei den meisten Labeln ist die Zusammensetzung des Stroms vorrangig und weitere ökologische Aspekte spielen eine untergeordnete Rolle. Es gibt jedoch auch Label, die explizit darauf achten, dass ein bestimmter Prozentsatz der Einnahmen in den Bau neuer Anlagen investiert wird. Denn alte Anlagen zur Produktion der grünen Energie haben keinen nachhaltig positiven Effekt.

Ökostrom-Ratgeber

Einen Überblick über die gängigsten Siegeln und Zertifikaten und die dahinterstehenden Organisationen bietet der Ökostrom-Ratgeber. Hier werden die einzelnen Siegel verglichen und bewertet. Auf dieser Grundlage ist es für Stromkunden leichter  zu erkennen, welcher Tarif für einen echten Mehrwert steht.

Durch  eine Vielzahl zusätzlicher Informationsquellen bietet der Ratgeber auch Hilfe bei der Suche nach einem regionalen Anbieter. Auf diese Weise kann der Verbraucher individuell abstimmen, welche ökologischen Merkmale für ihn vorrangig sind und einen für ihn passenden Tarif auswählen.

Der ideale Anbieter

Der ideale Ökostromanbieter zeichnet sich laut Ökostrom-Ratgeber dadurch aus, dass er sich für die Umwelt einsetzt und neue Anlagen zur Erzeugung nachhaltiger Energien baut. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist darüber hinaus auch, dass der Anbieter nicht parallel konventionellen Strom wie Kohle- oder Atomstrom produzieren sollte. In solchen Fällen handelt es sich bei dem Ökostrom zumeist zum RECS-zertifizierten Strom.

von Charlotte Ruzanski

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