1. Home
  2. Finanzen
  3. War früher wirklich alles billiger?

War früher wirklich alles billiger?
Früher war alles besser. Und vor allem war früher alles billiger. Daran, dass Preise mit der Zeit steigen (Stichwort Inflation), hat sich wohl inzwischen jeder gewöhnt. Dass mit der Einführung des Euro eine regelrechte Preisexplosion kam, glauben auch heute, dreizehn Jahre später, noch viele. Aber wie haben sich die Preise in Deutschland seit der Jahrtausendwende wirklich entwickelt? Was wurde teurer, was günstiger? BBX hat sich einige konkrete Beispiele angesehen, die jeder im eigenen Haushalt nachvollziehen kann.
von Gerrit Wustmann
War früher wirklich alles billiger?. Einkaufen wie zu Grossmutters Zeiten - war frueher wirklich alles billiger?
© Jupiterimages/thinkstock

Energie

Energie zählt zu den Posten, bei denen tatsächlich eine Preisexplosion stattgefunden hat. Da jeder Haushalt Energie benötigt, fällt dies besonders stark ins Gewicht und wirkt sich spürbar auf das zur Verfügung stehende Budget aus. Die Strompreise haben sich für Endverbraucher seit der Jahrtausendwende ungefähr verdoppelt. Von damals 14 auf heute rund 28 Cent pro Kilowattstunde. Grund dafür sind gestiegene Anbieterpreise (bzw. nicht an die Kunden weitergegebene Preisvorteile beim Einkauf) sowie massiv gestiegene Abgaben im Zuge der Energiewende: Allein die EEG-Umlage macht mit 6,17 Cent je kWh mehr als ein Fünftel aus; auch die gestiegene Mehrwertsteuer trägt hier wie bei allen Konsumausgaben auch ihren Anteil. Die Preise für Öl und Gas zum Heizen haben sich zwischen 2000 und 2014 ebenfalls fast verdoppelt. Seit 2014 fällt der Ölpreis und mit ihm der Gaspreis allerdings massiv, so dass hier Entlastungen zu erwarten sind. An der Tankstelle kann man den Abwärtstrend bereits deutlich beobachten. Energiepreise waren immer starken Schwankungen unterworfen, die von zahllosen Faktoren wie Fördermenge, Produktionsmenge, Netzauslastung, Steuern und Abgaben, Spekulationen und weiteren Aspekten abhängen.

Lebens- und Genussmittel

Die Preise von frischen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Fleisch sind naturgemäß Schwankungen unterworfen, was mit Verfügbarkeit aber auch mit den Preiskämpfen der Anbieter sowie der Qualität zusammenhängt. Die durchschnittliche Inflation in Deutschland liegt im Jahresmittel unter 2 %. Bei Lebensmitteln gibt es laut Statistischen Bundesamt bei einzelnen Produkten oder Produktgruppen allerdings bei Ausreißern auch mal Schwankungen von bis zu ca. 30 % – nach unten wie nach oben. Heißt: Während manche Lebensmittel deutlich teurer werden, werden andere im selben Zeitraum deutlich billiger, wodurch sich die generelle Teuerung die Waage hält. Stark spürt man das nur dann, wenn eine Produktgruppe, die man bevorzugt kauft, beständig im Preis zulegt. Insgesamt sind die Lebensmittelpreise in Deutschland laut Eurostat seit 2000 um ca. ein Drittel gestiegen. Damit ist die Kostensteigerung aufs Jahr gerechnet zwar nicht übermäßig hoch und kann auch halbwegs durch die Lohnentwicklung aufgefangen werden, macht sich aber im Alltag doch bemerkbar. Der Wert schwankt mitunter stark, je nachdem welche Produkte man im statistischen Warenkorb mit einbezieht. Hinzu kommen Genussmittel wie Tabak – der durchschnittliche Preis für Zigaretten hat sich aufgrund von Steuererhöhungen in den letzten fünfzehn Jahren verdoppelt. Raucher spüren hier also eine ebenso heftige Preissteigerung wie bei der Energie.

Kommunikation

Die Kosten für Kommunikation, also in erster Linie Festnetz- und Mobiltelefon sowie Internetzugang, sind hingegen beständig gesunken und sinken weiter. Bis zu ein Viertel günstiger wurden die durchschnittlichen Preise seit 2000. Das hat viel mit der digitalen Entwicklung als auch mit der Konkurrenzsituation einer Vielzahl von Anbietern am Markt zu tun. Während früher jedes Gespräch und jede Einwahl ins Netz pro Minute abgerechnet wurde, nutzen die meisten Menschen heute günstige Flatrate-Tarife, in denen es oft keine Rolle mehr spielt, ob man im Internet surft, auf Festnetz oder in Mobilfunknetze telefoniert. Außerdem gibt es Volumentarife für teils schon weniger als zehn Euro monatlich im Mobilfunkbereich. Hinzu kommt, dass durch mehrere gesetzliche Eingriffe die Roamingkosten für Telefonie im Ausland stark gesunken sind.  Dieser Trend ist aber seit 2012 fast zum Stillstand gekommen, seitdem hat das Statistische Bundesamt nur noch winzige Preissenkungen registriert. Postdienstleistungen wurden hingegen im selben Zeitraum minimal teurer. Auf die fünfzehn Jahre gerechnet fallen die Teuerungen in diesem Bereich kaum ins Gewicht.

Wohnen

Wohnen ist teurer geworden. Auch das ein Posten, der ins alltägliche Gewicht fällt. Zwar ist die Mietpreisentwicklung pro Quadratmeter stark unterschiedlich je nachdem in welcher Region Deutschlands man wohnt und in welcher Lage (in der Stadt oder auf dem Land), und auch innerhalb von Städten gibt es Schwankungen abhängig von Verkehrsanbindung, Zustand des Stadtviertels, Alter des Gebäudes und weiteren Faktoren. Im Schnitt verteuerte sich die Miete seit 1990 aber um über 40 %. Der Quadratmeterpreis beim Kauf einer Eigentumswohnung stieg demnach sogar um mehr als 50 %.

Fazit

Zwar gibt es neben der Kommunikation noch weitere Bereiche, in denen es mal mehr mal weniger starke Preissenkungen gab. Aber vor allem in den Kernbereichen des täglichen Lebens wie Energie, Miete, Lebensmittel, stiegen die Preise spürbar von moderat bis extrem. Gerade für einkommensschwache Haushalte ist das ein Problem, denn um die genannten Posten kommt niemand herum. Während die Lohnentwicklung in Deutschland in manchen Bereichen stabil bis gut ist, stagnierte sie in den unteren Lohnsegmenten im selben Zeitraum, teils war sie sogar rückläufig. Das führt dazu, dass Geringverdiener zugleich weniger Geld einnehmen bei steigenden Ausgaben. Die Teuerung ist für sie also absolut real und führt zu steigender Ungleichheit, weil den unteren Lohngruppen real immer weniger Geld zu gesellschaftlicher Teilhabe zur Verfügung steht.

von Gerrit Wustmann

1 Kommentare

  1. Gert Schaufel
    26. November 2018, 17:26

    Hallo
    Unter,, Fazit “ haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen . Die unteren Einkommensschichten haben stark darunter zu leiden . Es ist gut nachvollziehbar , dass die , ich sage einmal knapp 50 % der Bevölkerung der DM nachtrauern , das die Gruppe Menschen immer mehr an den Rand gedrängt werden , das ein niveauvolles kulturelles Leben nicht möglich ist und das diese Menschen auch ein einheitliches Europa und ein Einwanderungsland Deutschland nicht befürworten .

Schreibe einen Kommentar

Kommentar*
Name*
E-Mail*
Website
© 2024 qmedia GmbH.
bbx newsletter
Bleiben Sie aktuell mit unserem Newsletter - so verpassen Sie garantiert nie wieder ein günstiges Angebot.
Mit bbx sind Sie stets top informiert über wichtige Verbraucherthemen - vom günstigsten Stromanbieter bis zum Gehaltsrechner für Werkstudenten.
Risikofrei: jederzeit kündbar. Kein Spam.