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Internet: Breitband-Ausbau kommt nicht voran
Schnelles Internet für alle und flächendeckende Highspeed-Leitungen bis spätestens 2015: Das hat die Bundesregierung versprochen. Doch noch immer kommt der Breitband-Ausbau kaum voran. Ein Papier des EU-Rechnungshofs stellt nun fest: Die gesteckten Ziele sind nicht zu erreichen.
von Gerrit Wustmann
Internet: Breitband-Ausbau kommt nicht voran
© arcoss / iStock

Ob man schnelles Internet hat, hängt in Deutschland maßgeblich davon ab, wo man wohnt. Während die Versorgung mit hohen Verbindungsgeschwindigkeiten in den Großstädten und deren Peripherie inzwischen recht gut ist, sieht es in ländlichen Regionen oft noch anders aus: Da kriecht der Ladebalken gerne noch wie anno 1998. Dabei sollte eigentlich schon bis 2020 so gut wie jeder eine Übertragungsrate von 100 Mbit haben. Und aufgrund der immer weiter zunehmenden Relevanz digitaler Technik und der Entwicklung hin zu Smart Home und Co ist absehbar, dass auch das innerhalb weniger Jahre nicht mehr ausreichen wird.

Rechnungshof: Breitband-Ziele kaum erreichbar

Ein Bericht des EU-Rechnungshofs kommt nun aber zu dem Ergebnis, dass mehrere Länder ihre Ziele verfehlen dürften – darunter auch Deutschland. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte die Vectoring-Technik sein, die von der Telekom mit Unterstützung der Politik forciert wird. Sie sorgt dafür, dass auch mit Kupferleitungen Geschwindigkeiten von fünfzig bis hundert Mbit pro Sekunde erreichbar sein können. Allerdings nicht überall – und mehr Speed wäre nur mit Glasfaserkabeln möglich. Doch der Glasfaserausbau ist teuer und aufwändig. An den Kupferleitungen festzuhalten, spart also Geld, wird aber binnen weniger Jahre dafür sorgen, dass Deutschland bei der Entwicklung hin zu schnellem Internet ernsthafte Probleme kriegen wird.

Im Bericht des Rechnungshofs heißt es: „Der Vorteil von Vectoring besteht darin, dass es kostengünstiger ist als die Errichtung neuer Infrastruktur. Die Technologie hat jedoch auch ihren Grenzen. Erstens gelten die beworbenen Geschwindigkeiten nur bei einer begrenzten Anzahl von Nutzern; je mehr Nutzer verbunden sind, desto geringer ist die Geschwindigkeit. Zweitens ist die Vectoring-Technologie eine kurzfristige Lösung: Sie ist nicht so zukunftssicher wie Glasfaser und Koaxialkabel. Vectoring mag zwar ausreichen, um die Ziele der Strategie Europa 2020 zu erreichen, doch die Zielsetzungen der Gigabit-Gesellschaft für 2025, mit den geforderten Geschwindigkeiten von 1 Gbit/s, werden mit dieser Technologie wahrscheinlich nicht zu verwirklichen sein.“

Vectoring könnte schnelles Internet ausbremsen

Die Experten kritisieren auch, dass die Fixierung auf das Vectoring den Wettbewerb beeinträchtigt, denn der Großteil der Kupferleitungen gehört der Telekom – und diese verhindert, dass Drittanbieter mit dem Glasfaserausbau voranschreiten können. Doch es kommt noch dicker: Aufgrund einer behördlich verantworteten Finanzierungslücke sei derzeit nicht einmal eine flächendeckende Versorgung mit 30 Mbit garantiert. Nicht nur für Privatnutzer, auch für die Wirtschaft dürfte das bald zum Problem werden.

Privatnutzer sollten außerdem bei Vertragsabschluss einen genauen Blick ins Kleingedruckte werfen. Denn nicht selten findet sich sogar bei mit 100 Mbit beworbenen Anschlüssen die Klausel „bis zu“. Garantiert sind oftmals nur 20 Mbit. Mit speziellen Apps wie „Traffic Monitor“ lässt sich überprüfen, wie schnell die eigene Leitung wirklich ist. Oft lohnt sich ein teurer Highspeed-Vertrag nicht, da die gewünschte Übertragungsrate gar nicht erreichbar ist.

von Gerrit Wustmann

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