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Warum deutsche Studenten so selten ins Ausland gehen
Der gemeinsame europäische Hochschulraum hätte das Studium im Ausland vereinfachen sollen. Die Betonung liegt auf „hätte“. Denn nach wie vor ist es für Studenten schwierig, bei der eigenen Hochschule Seminare anrechnen zu lassen, die im Ausland belegt wurden.
von Charlotte Ruzanski
Warum deutsche Studenten so selten ins Ausland gehen. Die Anerkennung von Studienleistungen, die im Ausland erbracht wurden, sind oft so gering, dass sich viele gegen die Zeit im Ausland entscheiden.
© Pixabay

Es ist nicht die mangelnde Reisebereitschaft oder das fehlende Fernweh, das Studenten davon abhält, für einige Zeit ins Ausland zu gehen, um dort zu studieren, längere Sprachkurse zu belegen oder Praktika zu absolvieren. Ein großes Hindernis sehen Studierende in der Tatsache, dass die im Ausland erbrachten Leistungen von der Heimatuniversität nur selten voll anerkannt werden. Daten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zeigen, dass zuletzt gerade mal bei zwei Drittel der Studierenden die Leistungen, die Ausland erbracht wurden, angerechnet werden. Und das meist auch erst nach einem langen Kampf mit der Verwaltung. Wenn also Studenten nicht wissen können, ob sich der Auslandsaufenthalt für ihr Studium am Ende rentiert, überlegen viele zweimal, ob sie sich den Stress mit Organisation und Finanzierung überhaupt machen wollen.

Unmut bei den Bildungsministern

Dieser Missstand ist auch den Bildungsministern der Bologna-Staaten ein Dorn im Auge. Immerhin war ein Ziel der viel umstrittenen Reform die Verbesserung des internationalen Austausches. Bisher jedoch sind die Hauptkonsequenzen Kritik und Unmut. Es muss daher sichergestellt werden, dass Leistungen in allen Bologna-Staaten auf dem gleichen Level anerkannt werden. Ist das nicht der Fall, steht die Glaubwürdigkeit des gesamten Bologna-Raumes in Frage.

Bei wem liegt die Schuld?

Bei wem also ist die Schuld zu suchen, wenn doch eigentlich alle ein gemeinsames Ziel haben? Und wenn dank des einheitlichen Punktesystems „Euopean Credit Transfer and Accumilation System“ (ECTS) die Studienleistungen, egal an welcher Hochschule sie erbracht wurden, international vergleichbar sind?

Theoretisch ist die Idee der ECTS-Punkte sinnvoll. Denn jeder Student muss für seinen Abschluss eine bestimmte Anzahl an Punkten erreichen und auch Punkte, die im Ausland erarbeitet wurden, können dank der Einheitlichkeit in die Bilanz einfließen. Eigentlich.

Tatsache aber ist, dass an vielen Hochschulen die Professoren den Lehrstühlen anderer Hochschulen misstrauen und daher Kurse ungern anerkennen, wenn sie nicht genau wissen, welche Leistung vom Studenten erwartet und erbracht wurde.

Straffes Studienprogramm

Aber das allein ist nicht der Grund, warum Studenten sich schwer tun, mit dem Gang ins Ausland. Ein noch größeres Problem als die fehlende Anerkennung der Studienleistung ist die starre Struktur der Bachelor-Studiengänge. Sie eröffnet den Studierenden im Prinzip keinen Freiraum, in dem sie ein Auslandssemester absolvieren könnten, denn ein Abweichen vom vorgefertigten Plan ist nicht vorgesehen. Wer also kann es da verübeln, wenn Studenten heutzutage lieber zuhause bleiben?

Und dennoch: Die Anerkennung der Studienleistung sollte es nicht sein, die Studenten davon abhält, für einige Zeit ins Ausland zu gehen. Denn selbst wenn keiner der Kurse in der Heimat anerkannt wird und auch wenn sich das Studium auf diese Weise um sein Semester verlängert, hat ein Auslandsaufenthalt immer auch etwas Gutes. Abgesehen von den wichtigen und spannenden Erfahrungen, die Studenten in dieser Zeit machen, ist die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes ein weiterer wichtiger Schritt in die Selbständigkeit und in das Erwachsenenleben. Und dann ist da natürlich noch der Lebenslauf, in dem sich die Zeit im Ausland ganz besonders gut macht.

Darum kommt ein Auslandssemester nicht in Frage:

 

von Charlotte Ruzanski

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