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Online-Kreditvergabe wächst rasant
Der Gesamtanteil der Online-Darlehen an allen vergebenen Krediten im Konsumentenbereich betrug im Jahr 2014 zwar nur rund 10 %, dennoch fällt das Wachstum mit einem Zuwachs von 16,5 % gegenüber 2013 beachtlich aus. Dieser Anstieg ist im Vergleich der letzten zehn Jahre überdurchschnittlich hoch.
von Thomas Schulz
Online-Kreditvergabe wächst rasant. Immer haeufiger werden Kredite online abgeschlossen.
© Images Money/flickr

Die zunehmende Digitalisierung biete enorme Chancen für alle Kreditbanken, erklärte Jan W. Wagner als Vorstandsvorsitzender des Bankenfachverbandes. Gleichzeitig befördere die Online-Wirtschaft sehr stark den Wettbewerb. Auch die Gesamtzahlen der Kreditwirtschaft wurden genannt:

  • Alle Institute vergaben in Summe (online und offline) neue Kredite für private Verbraucher mit einem Volumen von insgesamt 117,5 Milliarden Euro.
  • Die Kreditvergabe aller Privatdarlehen stieg um 8,4 % gegenüber 2013. Der Zuwachs im Online-Bereich fiel etwa doppelt so hoch aus.
  • Reine Konsumfinanzierungen zur freien Verwendung wurden im Umfang von 43,7 Milliarden Euro vergeben.
  • Einkaufsfinanzierungen, die direkt auf Güter bezogen sind (Kraftfahrzeuge, Haushaltsgeräte und ähnliche Güter) erreichten einen Umfang von 57,5 Milliarden Euro. Der Rest waren Spezialfinanzierungen etwa für Reisen.
  • Der Kreditumfang für Verbraucher und Unternehmen betrug 149,9 Milliarden Euro. Hier konstatierte der Verband ein Plus von 6,1 % dem Vorjahr.

Zahlen hinterfragen

Verbraucher finden den besten Konsumentenkredit online über Vergleichsportale – wenn sie diese richtig studieren. Journalisten von Focus Online haben Ende 2014 einige der größten Finanzvergleichsseiten unter die Lupe genommen und warnen: Verbraucher schauen ausschließlich auf den günstigsten ausgewiesenen Zinssatz und tappen dabei manchmal in die Falle. Nicht immer ist der Kredit auf dem ersten Rang tatsächlich auch der beste. Die Suche im Internet führt zu vorschnellen Urteilen, konstatieren die Autoren der Untersuchung. Allein niedrige Zinsen sind nicht immer das alleinige Kriterium für den besten Kredit. Die meisten Vergleichsportale gehen allerdings aus Gründen der Sortierung nach diesem Prinzip vor: Der günstigste Zinssatz gewinnt. Gerade bei Verbraucherdarlehen werden die optisch niedrigsten Zinsen auf den obersten Rängen ausgewiesen. Das kann richtig sein, muss es aber nicht.

Es gibt weitere Kriterien, so die Focus-Redakteure, die Verbraucher nicht ignorieren sollten. Die erste Frage dabei lautet: Handelt es sich um bonitätsabhängige oder bonitätsunabhängige Zinsen? Bei bonitätsabhängigen Zinsen kann der Anbieter durchaus einen möglichen Traumzins von 1,99 % (Stand: Mai 2015) ausweisen, auch wenn dieser nur einem Beamten ohne weitere Verpflichtungen zugutekommen sollte. Das kleine Wörtchen “ab” zeichnet den Zinssatz juristisch korrekt aus, es mag auch den Traumkunden für den Traumzins geben. Ein Selbstständiger müsste vielleicht bei derselben Bank bonitätsabhängig 4,9 % (oder mehr) berappen . Darauf verweist auch Dr. Annabel Oelmann, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die praktisch wöchentlich mit den Anfragen enttäuschter Kreditinteressenten zu tun hat. Bei bonitätsunabhängigen Zinsen wiederum erhält jeder Interessent denselben Zinssatz – wenn er den Kredit überhaupt erhält. An Selbstständige werden Konsumentenkredite mit bonitätsunabhängigem Zinssatz kaum vergeben.

Was ist noch außer dem Zinssatz wichtig?

Die Verbraucherexpertin Dr. Annabel Oelmann fasste im Fokus-Interview die Kriterien für einen “guten” Kredit wie folgt zusammen:

  • Zinssatz
  • möglicher Kreditumfang
  • Zielgruppe (neben Angestellten auch Selbstständige, Hausfrauen, Studenten und Rentner)
  • Seriosität des Anbieters
  • mögliche Laufzeit
  • Flexibilität der Raten (Ratenaussetzung und -veränderung)
  • Möglichkeit kostenloser Sondertilgungen

Diese Kriterien werden zwar praktisch bei allen Kreditangeboten kommuniziert, so Dr. Oelmann, sie verstecken sich aber zu oft im Kleingedruckten. Doch das sei auch der Komplexität der Materie geschuldet: Das Vergleichsportal könne gar nicht alle Kriterien in all ihrer Bedeutsamkeit gleich groß ausweisen. Das würde die Übersichtlichkeit beschneiden und niemandem etwas nützen. Verbraucher sollten sich daher die Zeit nehmen, ein Kreditangebot in aller Gründlichkeit zu studieren.

Wie funktionieren eigentlich die Vergleichsportale?

Die Finanzvergleichsportale erhalten von den Banken Mini-Provisionen für Kredite, wenn sich die Kunden zuvor über das Portal bei der Bank um ein Darlehen beworben haben. Direkte Gebühren für den Kunden entstehen nicht, er kann den Vergleich jederzeit kostenlos durchführen. Die Gebühren, die an die Portale gehen, müssen die Banken auf die Zinsen mehr oder weniger aufschlagen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich der Zinssatz tatsächlich erhöht. Von 10.000, – € Kredit würden 100, – € an das Portal gehen. Wenn der Kredit zu einem Zinssatz von 3 % über vier Jahre getilgt würde, betrüge der Mehraufwand für den Kunden 6,24 €. Für 6,24 € oder einen Zinsaufschlag von 0,064 % erhält der Kunde ein schickes, leicht zu bedienendes Vergleichsportal. Die Hausbank ist auf jeden Fall teurer.

von Thomas Schulz

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