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Giftige Kopfhörer
Gesundheitsschädliche Stoffe in den Dingen des täglichen Gebrauchs – eigentlich sollte das gar nicht möglich sein. Dennoch bringen Untersuchungen immer wieder erschreckend hohe Konzentrationen giftiger Inhaltsstoffe in Klamotten, Spielzeug oder Lebensmittelverpackungen zutage. Eine aktuelle Studie warnt nun vor bedenklichen Weichmachern in Kopfhörern.
von Charlotte Ruzanski
Giftige Kopfhörer. Kopfhörer und Kabel weisen oft gefaehrlich hohe Konzentrationen giftiger Weichmacher auf.
© thinkstock

Kunststoffe sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Besonders Gegenstände der Unterhaltungselektronik kommen ohne sie nicht aus. Damit das Material weich bleibt und nicht brüchig wird, werden Weichmacher zugeführt, durch die sich Kabel, Kopfhörer und Handyhüllen geschmeidig anfühlen. Der Nachteil: Diese Stoffe sind oft sehr gesundheitsschädlich.

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Weichmacher verschieben den thermoplastischen Bereich hin zu niedrigeren Temperaturen. So ist der Kunststoff auch bei der Einsatz-Temperatur elastisch.

Die Computerzeitschrift c’t hat nun einige dieser Produkte des täglichen Gebrauchs auf drei solcher Weichmacher überprüft. Das Ergebnis ist ebenso eindeutig wie erschreckend: In vielen Produkten wurden hohe Konzentration der Stoffe nachgewiesen. In einigen Fällen wurden die Grenzwerte deutlich überschritten.

Unbedenkliche Smartphonehüllen

Getestet wurde auf polyzyklisch aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), kurzkettige Chlorparaffine (SCCP) und Dietylexylphtalat (DEHP). Sowohl PAK als auch SCCP gelten als krebserregend, DEHP kann als hormonell wirkender Stoff Unfruchtbarkeit und Missbildungen bei Ungeborenen hervorrufen.

Untersucht wurden Produkte wie Schutzhüllen für Smartphones, PC-Mäuse und Tastaturen, Kopfhörer und USB-Kabel. Jedes dieser Produkte zeichnet sich dadurch aus, dass häufig – und oft über einen längeren Zeitraum – direkter Hautkontakt besteht.

Smartphonehüllen kommen gut weg

Zunächst die gute Nachricht: Obwohl besonders die Schutzhüllen für Smartphones aus weichem und flexiblem Kunststoff bestehen, haben sie sich als unbedenklich erwiesen. Lediglich eine Schutzhülle der Firma iProtect (iPhone5C-Cover) ist durch schlechte Werte aufgefallen.

Ebenso die PC-Mäuse, von ihnen haben immerhin vier von sieben gut abgeschnitten. Nur eine der untersuchten Mäuse wies so viel SCCP und DEHP auf, dass sie eigentlich aus dem Handel genommen werden müsste. Dass der Verkauf weiterhin gesetzlich gestattet ist, liegt daran, dass dieses Produkt bereits vor dem 10.12.2010 hergestellt wurde und damit vor Inkrafttreten des Verkaufsverbots.

Schlechte Nachrichten für Musikliebhaber

Mit Abstand am schlechtesten haben hingegen die Ohrhörer abgeschnitten. In allen vier untersuchten Modellen wurden Giftstoffe nachgewiesen. Dabei handelt es sich um Kopfhörer der Firmen HQ (Modell HP 100), Mc Voice (Modell SHS-8-NOK), EV (Modell Black Water Resistant) und Swees (Modell 4GB MP3-Player). Doch damit nicht genug: Bei drei von ihnen wurden die zulässigen Grenzwerte darüber hinaus noch um ein Vielfaches überschritten.

Dieses Ergebnis ist besonders alarmierend, da Kopfhörer lange Zeit einen direkten Hautkontakt haben. Da besonders viele Schadstoffe in den Kabeln enthalten sind, sind vor allem Sportler, die das Kabel während des Trainings unter dem Hemd durchführen, besonders gefährdet. Durch die Schweißbildung werden beim Sport besonders viele Giftstoffe vom Material gelöst.

Besser Markenprodukte wählen

Anders als bei Kleidung, bei denen auch bei Markenprodukten eine massive Schadstoffbelastung nachgewiesen wurde, sind bei Elektrogeräten und deren Zubehör vor allem die Produkte von No-Name-Herstellern stark belastet.

c’t rät daher zur Wahl von Markenprodukten. Anscheinend ist bei diesen die Weichmacherkonzentration nicht so hoch, weil der mögliche Imageschaden für Markenhersteller zu groß wäre. Produkte von Herstellern wie Apple, Microsoft und Logitech waren praktisch nicht belastet.

Wirkliche Schutzmaßnahmen gibt es nicht

Aber wie können sich Verbraucher am besten schützen? Sicherlich kann eine erste Selektion durch einen Geruchstest stattfinden. Fallen Produkte durch einen unangenehmen Geruch auf, kann das ein Hinweis auf Giftstoffe sein. Vor allem dann, wenn dieser Geruch auch noch nach einigen Tage wahrzunehmen ist. Beißender Geruch kann aber auch von Lösungsmittelresten kommen, die noch am Kunststoff anhaften. Ist das der Fall, verflüchtigt sich der Geruch nach ein paar Tagen.

Achtung

Neutraler Geruch ist kein Garant für die Unbedenklichkeit von Produkten! Einige der gefährlichsten Weichmacher – darunter SCCP und DEHP – sind völlig geruchslos.

Bei Produkten, die mit Wasser in Berührung kommen dürfen, ist es ratsam, diese nach dem Kauf zunächst mit lauwarmem Wasser und Spülmittel abzuwaschen und möglichst für ein paar Tage an die frische Luft zu hängen. Dieses Vorgehen scheidet natürlich für elektronische Geräte – und damit die Geräte, die am meisten belastet sind – aus.

von Charlotte Ruzanski

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