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OECD: Abgaben in Deutschland sind zu hoch
Laut einer neuen Studie der OECD sind die Abgaben für Arbeitnehmer in Deutschland so hoch wie in kaum einem anderen Land. Gemeint sind nicht nur die Steuern, sondern auch die Sozialabgaben. Besonders stark trifft es Alleinstehende.
von Gerrit Wustmann
OECD: Abgaben in Deutschland sind zu hoch
© LIgorko / iStock

Wie viel netto bleibt vom brutto? Das ist eine Frage, die alle Arbeitnehmer umtreibt. Obwohl die Steuern auf Arbeit in Deutschland moderat sind und sich im internationalen Vergleich im Mittelfeld bewegen, ist die Last aller Abgaben auf Arbeitseinkommen vergleichsweise hoch. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der OECD. Zusammen mit Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung werden Alleinstehende demnach im Schnitt mit mehr als 49 Prozent belastet. Im Schnitt der OECD-Länder liegt die Abgabenlast nur bei rund 35 Prozent, also deutlich niedriger als hierzulande. Der OECD-Gesamtschnitt über alle Einkommensarten und Familienkonstellationen liegt bei rund 25 Prozent.

Fast 50 Prozent Abgabenlast

Auf einen Schnitt von knapp 34 Prozent kommen in Deutschland nur Familien mit Kindern, sofern die Eltern verheiratet sind. Dafür sorgen Elemente wie das Ehegattensplitting, das die Steuerlast senkt, Krankenkassenbeiträge sind aufgrund der Familienversicherung günstiger, ein Teil der Abgaben kommt in Form von Kindergeld zurück. Verheiratete und Familien werden in Hinsicht auf Steuern und Abgaben also deutlich begünstigt. Dieses Modell verliert allerdings zunehmend seine Berechtigung. Denn die Deutschen kriegen nur wenige Kinder und heiraten auch immer seltener.

Die Erhebung der OECD zeigt auch, wie unterschiedlich die Verhältnisse in den Ländern sind. In Chile beispielsweise liegt die Gesamtabgabenlast bei gerade mal sieben Prozent des Einkommens, im Mexiko bei elf Prozent. Nur in Belgien sind die Abgaben minimal höher als in Deutschland.

In Deutschland könnte sich das Problem in den nächsten Jahrzehnten noch verschärfen. Zwar können Arbeitnehmer zum Beispiel durch die erneute Anhebung des Grundfreibetrags leichte Steuersenkungen erwarten. Der neue Gesundheitsminister Jens Spahn peilt außerdem Entlastungen bei den Beiträgen zur gesetzlichen Krankenversicherung an. Es ist aber davon auszugehen, dass gleichzeitig die Beiträge zur gesetzlichen Renten- und Pflegeversicherung steigen werden.

Abgaben für Arbeitnehmer könnten weiter steigen

Die Pflegekassen ächzen bereits heute unter fehlenden Mitteln, zugleich versucht die Bundesregierung, die Rente bei wenigstens 48 Prozent des vorherigen Lohns zu zementieren, was ohne Beitragssteigerungen nicht machbar sein wird. Zumindest nicht, solange man weiter auf das Modell der privaten Zusatzvorsorge setzt und sich einer Bürgerversicherung verweigert, in die auch Selbständige und Beamte einzahlen müssten. Mit solch einem Modell ließen sich die Beiträge langfristig senken. Bei den aktuellen Plänen ist hingegen zu befürchten, dass die Gesamtabgabenlast früher oder später auf deutlich über 50 Prozent steigen könnte. Besonders betroffen wäre hiervon die Mittelschicht. Geringverdiener profitieren immerhin von niedrigen Eingangssteuersätzen.

von Gerrit Wustmann

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