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Berufsunfähigkeit: Überflüssige Versicherung?
Laut einer neuen Studie soll die Berufsunfähigkeitsversicherung so gut wie überflüssig sein, weil Versicherer zu selten zahlen und die Verträge zu schwammig sind.
von Gerrit Wustmann
Berufsunfähigkeit: Überflüssige Versicherung?
© Grischa Georgiev / 123rf

Die Versicherung gegen Berufsunfähigkeit ist beliebt in Deutschland. Sie soll eine Absicherung sein, wenn man zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, seinen Beruf auszuüben. Wenn man sich verletzt hat und die Arme nicht mehr richtig bewegen kann oder wenn man chronisch krank wird zum Beispiel. Die Deutschen gelten allgemein als übervorsichtig und überversichert. Für die Versicherungsindustrie ist das ein lohnendes Geschäft. Doch wie zuverlässig sind solche Versicherungen?

Nur die Hälfte aller Anträge geht durch

Eine neue Studie von PremiumCircle Deutschland lässt sie in keinem guten Licht erscheinen. Für die Erhebung wurden im Herbst 2016 zahlreiche Versicherer befragt. Viele lehnten eine Mitarbeit ab, so dass die Ergebnisse nur einen Teil der Realität abbilden. Demnach soll mehr als die Hälfte der Versicherungsanträge abgelehnt werden. In 8,7 Prozent der Fälle zogen die Versicherten vor Gericht. Allerdings bekamen dort nur etwa ein Drittel der Klagenden Recht. Die Bearbeitungsdauer von Anträgen, die von der Versicherung akzeptiert werden, soll im Schnitt bei 95 Tagen liegen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Zahlungen trotz vorherig zugesicherter unbefristeter Zahlungsdauer nachträglich eingestellt worden sein sollen.

„Die Fülle unbestimmter Begriffe und unverbindlicher Formulierungen im VVG, den GDV-Musterbedingungen und den unternehmensindividuellen Vertragsbedingungen ermöglichen jedoch die vorliegenden eklatanten Unterschiede im Leistungsverhalten. Die oftmals nicht zur Erhaltung des Lebensstandards ausreichende durchschnittliche BU-Rente unbefristeter Leistungen in Höhe von 795 € weisen zudem auf eine deutliche Unterversorgung hin“, schreibt PremiumCircle im Fazit der Studie. Ein Kernproblem sind demnach die Verträge. Interessenten könnten kaum das Kleingedruckte verstehen.

Studie ist geschicktes Marketing

Aber was bedeutet das? Dass man auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung lieber verzichtet? Nicht unbedingt. Die gesamte Studie sollte auch mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden, denn PremiumCircle Deutschland ist ein Beratungsunternehmen, das sich auf Versicherungen spezialisiert hat. Es folgert aus der Studie, dass Versicherer ihre Leistungen verbessern müssen, um die Abdeckung mit Berufsunfähigkeitsversicherungen, die derzeit bei etwa 25 Prozent liegt, zu erhöhen. Und wie Versicherer sich verbessern können – das können die Berater von PremiumCircle ihnen verraten. Es wird mit der Studie also ein Bedarf geweckt, den der Initiator der Studie bedienen kann. Hinter der Untersuchung verbirgt sich folglich geschicktes Marketing im eigenen Sinne.

Verbraucher sollten sich davon nicht verunsichern lassen. Wichtig ist, dass man niemals Verträge unterschreiben sollte, ohne sie genauestens geprüft zu haben. Das gilt bei Versicherungen noch mehr als in anderen Bereichen. Im Zweifelsfall lässt man das Kleingedruckte von einem Juristen prüfen. Das kostet zwar. Aber es kostet unterm Strich weit weniger als eine Versicherung, in die man jahrelang einzahlt und die am Ende nicht die erwarteten Leistungen erbringt.

von Gerrit Wustmann

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