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Altersvorsorge: Sie macht den Deutschen Angst
Obwohl immer weniger Menschen fürs Alter vorsorgen, macht sich gleichzeitig immer mehr die Befürchtung breit, dass sich Vorsorge überhaupt nicht mehr lohnt. Das zumindest sind die erschreckenden Ergebnisse einer aktuellen Studie der AXA Versicherung.
von Thomas Schulz
Altersvorsorge: Sie macht den Deutschen Angst. Nur wenige Deutsche sorgen noch privat fuer das Alter vor. Dass es heute besonders wichtig ist, wissen zwar die meisten, handeln tun dennoch nur wenige.
© Zoonar RF/thinkstock

Es sind vor allem die dauerhaft niedrigen Zinsen, die den Verbraucher daran hindern, Geld zu sparen und anzulegen.

Sinkende Lebensqualität, aber keine Vorsorge

Der „Deutschland-Report 2015 Ruhestandsplanung und –management“ bringt es auf den Punkt: Knapp 60 % der Bundesbürger haben Angst, wenn es um die Altersvorsorge geht. Immer noch 40 % erwarten, dass sich die Lebensqualität im Alter drastisch reduziert. Noch vor zehn Jahren waren knapp 30 % der Meinung, im Alter verzichten zu müssen.

Das sind die wichtigsten Rückschlüsse, die die neue AXA-Studie zulässt. Befragt wurden rund 3.200 Studienteilnehmer in den Monaten März und April 2015. Aus allen 16 Bundesländern wurden jeweils 100 Erwerbstätige und 100 Rentner gewählt. Schon im Jahr 2005 hatte man eine ähnliche Studie durchgeführt, doch die neuesten Ergebnisse geben sehr zu denken.

Die heute berufstätige Generation gibt sich offenbar keinerlei Illusionen hin, was ihren Ruhestand angeht. Im Vergleich dazu sagen die heutigen Rentner zu 76 %, dass sie mit ihrer Lebensqualität zufrieden seien, sie sei mindestens unverändert geblieben oder habe sich sogar verbessert. Doch immerhin 30 % der altersbedingt nicht mehr Berufstätigen geben auch an, die gesetzliche Rente als Maß aller Dinge angesehen zu haben und leider nicht privat vorgesorgt zu haben.

Die Befürchtung, im Alter nicht mehr den gewohnten Lebensstandard erhalten zu können, führt aber nicht dazu, private Vorsorge zu treffen. Die AXA-Studie aus dem Jahr 2005 belegt, dass zum damaligen Zeitpunkt 82 % der Studienteilnehmer schon feste Pläne für ihre Altersvorsorge gemacht haben. Heute sind nur noch 60 % aktiv und bauen privat Vermögen auf. Doch 50 % der Befragten hegen starke Zweifel, dass eine Altersvorsorge überhaupt sinnvoll ist.

Immobilien als beliebte Vorsorge

Zu den sehr beliebten Formen der Altersvorsorge gehört das Eigenheim. Jeder Zweite geht davon aus, dass eine Immobilie gut geeignet ist, um Vermögen für das Alter aufzubauen. Auch die betriebliche Altersvorsorge und private Lebens- oder Rentenversicherungen ohne staatliche Zulagen sind bei 50 % der Teilnehmer sehr gefragt. Überraschend dürfte sein, dass in den Städten Hamburg, Bremen und Berlin über 25 % der Teilnehmer auf eine Erbschaft warten, die für die Altersvorsorge von größter Bedeutung sein könnte. In allen anderen Bundesländern spielt diese Art der Vorsorge keine nennenswerte Rolle.

Der Vorteil eines Immobilienerwerbs findet sich auch mit ähnlichen Aussagen in anderen Studien wieder. So haben die Marktforscher von Toluna vor kurzem gut 1.000 Deutsche befragt, wie sie sich ihre Altersvorsorge vorstellen. Am liebsten möchte man selbst über die Form der Vorsorge bestimmen und möglichst unabhängig beim Aufbau agieren. Entsprechend kümmern sich offenbar 64 % der Befragten selbst um die Planung des Vermögensaufbaus und geben diese Verantwortung nicht aus den Händen. Immer noch 62 % der Studienteilnehmer geben an, sich selbst um ihre Versicherungsangelegenheiten zu kümmern und keine andere Person damit zu beauftragen. Bei der AXA-Studie kam wiederum heraus, dass 60 % der Meinung sind, durch die andauernd niedrigen Zinsen überhaupt keine neuen Verträge mehr abzuschließen. Und immer noch 20 % geben an, aus diesem Grund bereits laufende Verträge zu kündigen.

Höhere Rücklagen sind nötig

Eine sehr aktuelle Analyse des Center for Financial Studies (CFS) der Goethe-Universität in Frankfurt belegt, dass die Deutschen bei einem Anlagezeitraum von fünf Jahren über 200 Milliarden Euro auf ihre Spareinlagen verlieren, wenn man lediglich ein um zwei Prozent geringeres Zinsniveau gegenüber dem Fünf-Jahres-Durchschnitt annimmt. Dabei wurde pro Haushalt nur eine Anlagesumme von 5.600, – € als Basis angenommen.

Für den Aufbau der Altersvorsorge heißen solche Einbußen, dass man letztlich noch mehr Geld zurücklegen muss, um das bekannte und gewohnte Wohlstandsniveau im Alter zu erhalten. Somit müssen Verbraucher pro Monat mehr ansparen oder noch früher damit anfangen. Die Studie zeigt aber auch, dass sich derzeit am Anlageverhalten der Sparer kaum etwas ändert. Offenbar besteht also ein großer Bedarf, die Altersvorsorge anzupassen und noch mehr Geld zurückzulegen, doch genau das geschieht nicht, wie die Studie der Goethe-Universität eindrucksvoll belegt.

Veränderte Sparziele als Risiko

Geht es nach einer neuen Studie des Verbands der Privaten Bausparkassen, sparen viele Verbraucher in Deutschland offenbar überhaupt nicht mehr. Im Rahmen dieser Analyse wurden 2.000 Bürger ab 14 Jahren befragt. Die Analyse zeigt, dass der Anteil der Sparer von immerhin 49 % auf 43 % gesunken ist. Nur im Sommer 2014 war die Menge der Sparer nach der Reduzierung des Leitzinses noch geringer, argumentiert der Verband.

Sehr häufig hört man als Sparziel jetzt eine lange geplante Anschaffung, für die Geld angespart werden muss. Auch Wohneigentum nennen die Deutschen als Sparziel, obwohl die Sparneigung sogar hier zurückgeht. Interessant ist allerdings ein Zuwachs beim Sparziel „Kapitalanlage“, denn hier war immerhin eine Steigerung von zwei Prozent zu verzeichnen.

Trotzdem zeigt sich gerade anhand der geänderten Sparziele, wie groß die Gefahr für die heute berufstätige Generation ist. Offenbar besteht die Tendenz, lieber heute Geld auszugeben, statt für das Alter Vermögen anzusparen. Schenkt man den neuesten Studien Glauben, dürfte zwar das Bewusstsein bestehen, dass man für das Alter vorsorgen muss, doch gleichzeitig steht diesem Wissen die Situation an den Finanzmärkten gegenüber. Sparen scheint sich mindestens mit den klassischen Geldanlageprodukten nicht mehr zu rentieren. Genau deshalb sparen Anleger überhaupt nicht mehr.

Neue Anlagestrategien als Ausweg

Als Rettungsanker könnte sich für den Verbraucher eine veränderte Anlagestrategie erweisen. Wer sich nämlich selbst ein wenig mit den gängigen Geldanlageprodukten beschäftigt, wird feststellen, dass es durchaus sinnvolle Alternativen zu Lebens- und Rentenversicherungen oder Tages- und Festgeldern mit geringer Rendite gibt. Fondsanlagen sind beispielsweise auch für private Anleger sehr zu empfehlen, denn sie bieten für jede Risikoeinstellung eine große Auswahl und erzielen bei mittel- bis langfristiger ratierlicher Einzahlung interessante Renditen. Es gibt also am Markt durchaus Alternativen, doch sie setzen voraus, dass man sich nicht durch die Angst vor dem Alter lähmen lässt, sondern sich aktiv und selbstbestimmt mit dem Aufbau von Privatvermögen und den Möglichkeiten für Anleger auseinandersetzt.

von Thomas Schulz

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